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tour_tagebuch

02.08.2025 Hofnacht Pirna/Uniwerk

Die russische Schattenflotte (492)

 

War es bei den hochsommerlichen Junikonzerten doch recht heiß in Sachsen, rührt sich gerade ein regenschauerprägendes Tiefdruckgebiet nicht von der Stelle. In Leipzig gibt’s dafür Wolkenlücken. Die Doctoren fahren drunter weg und gönnen sich kurz vor der Autobahn in Leipzig-West jeweils knapp vier Euro teure Zapfsäulen-Zipfel. Die Bockwurst selbst wird einen Euro wert sein, Senf plus Brötchen zwei, der letzte Krümeleuro ist der Pappe geschuldet. Oder dem gebotenen Showprogramm, in dem einer der bediensteten Philosophie-Werkstudenten die Bude lauter werdend industriestaubsaugt, während ein anderer brüllt, dass man nichts mehr verstehen kann. Schon gar nicht die Kundschaft. „Welche Säule? Die sieben?“ – „Nein, die …“ – „Wie bitte?“ Nichts wie raus aus der Tanke, Fuß im Blindflug aufs Gaspedal Richtung Pirna. Blindflug deshalb, weil das Navi anmerkt, kein GPS-Signal zu empfangen. Auch die Handys streiken, was da wohl wieder los ist. Vermutlich war’s wie eh und je die russische Schattenflotte. 

 

Hotel Elbparadies  

 

Pi-rna zu finden, das ist nicht schwer, wusste schon Pratajev. Doch sollte man die A14 dorthin schon bei Nossen verlassen, um nicht im A4-Stausumpf zu versanden. Nach einer malerischen Tempo 30-Landpartie (mit bahnüberquerender Buckelpiste, über manches Haushaltsloch hinweg) landet man glücklich auf der A17 mit ihren Bergtunneln. Dann ist es nicht mehr weit; das Zwischenziel der Docs liegt vor Augen: Pirna-Copitz, Oberposta, wo nach dem Einchecken im Hotel Elbparadies ein herrlicher, kippengeschwängerter Blick vom Zimmerbalkon zwei Stunden Autofahrt vergessen lassen. Ein Rest Regen zieht vorbei, Wolken werden gen Tschechien geschoben, die Sonne kommt raus. Herrlich. Jetzt noch Uniwerk-Haudegen Mario zur Abhole anklingeln, der sich als Shuttle- und Technikspezialist zur großen Verfügung stellt. Dafür viel Dank an dieser Stelle. 

 

Noch geringfügig, langmütig im Teppichzimmer ruhen, ferner darf es losgehen, zum Uniwerk, zur Open Air-Hofnacht, wo bereits 2024 ein eigentlich nicht mehr zu toppendes Pratajev-Feuerwerk abgebrannt wurde. Eigentlich. 

 

Hofnacht 2025 

 

Angekommen in der Oberen Burgstraße grüßen viele Hände zum raschen Bühnenaufbau-Ende, darauf ein Bio-Probierchen für Pichelstein, Tonic für Makarios. Ronny und Kerstin landen zur formidablen Brot-Wurstplatte. Eine wohltuende, edle Sache. Ein weiteres Bio-Probierchen, im Tonic landet der erste Scharfschuss, drum klappt der Soundcheck gleich viel besser. 

 

Gesagt, getan, voll wird’s im Oval vor der Bühne. Durstige Biber, Ratten stehen Holzlöffel bei Fuß. Die Lichtenstein-Chemnitz-Fraktion wird gesichtet, geherzt, Mario2, Abordnungen aus Dresden garantieren ein herrliches Wiedersehen. Sogar Ulf hat das gelobte Land gegen die Hofnacht eingetauscht. Bestes Timing. Ronny sorgt für nasses Gold im Mund, Reste aus Bulbash-Vorräten finden reichlich Abnehmerschaft. 

 

Foto: Uniwerk  

 

Gegen 20 Uhr stehen sich die Menschen in den Füßen, sogar Schwangere im Zustand weit fortgeschrittener Sexualität sind auszumachen. Die Docs zucken mit den Achseln. „Dann mal los,“ sagt ein Doctor mit kühlem Kopf dem anderen. Ohne Intro, darauf muss technischerseits verzichtet werden. Liegt woran? An der Russische Schattenflotte. „Da hält der Wind den Atem an!“

 

Pichelstein legt los wie ein Schwimmflügelbeißer im Planschbecken, aus Makarios sprudeln die Anekdoten wie aus zig Brausetabletten. Die frenetisch gefeierten Doktorspiele führen zu leicht beduselten Zwischenrufen. Gleich zu Anfang kreischt es weiblich und vehement von weit hinten: „Männer die am Feldrand stehen!“ – ein ehernes Pratajev-Gesetz gelangt zur Anwendung: Bei so viel Liebesbekundung muss jedes Wunschlied stante pede aufgeführt werden. Zur Belohnung gibt’s Bulbash, „Jeder Schluck ist ein guter Schluck“ hinterher, wieder einen Bulbash, so geht die Pratajev-Reise unermüdlich weiter. Bis die knapp ersten beiden Konzertstunden unter höchstem Durchdrehpotential gespielt sind. 

 

Nach dem Fetisch-Block, der Pichelstein-Kür zum schnellsten Gitarristen, folgt eine erste Schnapsbar. Kein Grund nach Hause zu gehen. Erdhockend, auf Stühlen, lassen sich jene Menschen nieder, die von ihren Getränkeversorgern bestimmt nicht im Stich gelassen werden. 

 

BILD: SEB   

 

Weiter geht das Spektakulum mit dem „Baffen“, mit Pratajevs Gefolge. Einer will sich partout nicht anschließen. Es ist „Der Faule“. Dafür kommt „Der Imker“ mit, „Der Käferzähler“, „Die Schwimmerin“, „Der Gärtner“, viele mehr. Wild ist die Lage vor und auf der Bühne, kein Gang wird zurückgeschaltet, sodass balladeske Gefolge-Titel wie „Die Zarte“ oder „Der Arme“ außen vor bleiben müssen. 

 

Noch wilder wird es bei den „Toten Katzen“, bei der „Ratte“, dem „Biber“ – denn was kann schöner sein auf Erden, als Veterinär zu werden? Das Uniwerk-Publikum singt mit und qualifiziert sich damit für die Teilnahme an den World Choir Games, dem Olympia der Chöre. Die nächsten Spiele werden 2026 in Helsingborg, Schweden, stattfinden. Sofern die russische Schattenflotte nichts dagegen hat.

 

Bild: Uniwerk  

 

„Der Kuh geht’s gut“, die nächste Schnapsbar könnte direkt ins Ermüdungsbecken führen. Pichelstein reckt die Gitarre in die Luft, als hätte er soeben den Stanley Cup gewonnen. Makarios pustet durch, die Docs liegen sich in den Armen, die Menschen feiern, klatschen. Also gut, Zugabewünsche werden eingesammelt, laute, schnelle. Von der „Tasche“ bis zu den „Löchern im Strumpf“, letzte Kräfte werden ganz im Sinne Katherina Reiches mobilisiert. Das ist die aktuelle Ministerin für Wirtschaft und Energie, Motto: „Rente mit 70“.

 

Schlussendlich darf mit „Geh heme meine Kleene“ samt angehängter, allerletzter Schnapsbar die Zielgerade erreicht sein. Verbeugung, Frotteehandtuch, es spritzt der Schweiß, rinnen die Perlen. Schnaufend schmiegt sich Pichelstein an den Bühnenrand, signiert dies und das. Keine Saite riss in den letzten drei Stunden, die russische Schattenflotte hatte Erbarmen - und das sollte sie auch. 

 

 Bild: Uniwerk

 

Auf zum Bühnenrückbau, das Oval leert sich, zum Abschied wird später viel geherzt. Die Bio-Probierchen fließen, der Sehnsuchtsort aber bleibt.

 

Fotodanke: SEB, Uniwerk Pirna 

 

 

29.06.2025 Elbhangfest/Grottenwirtschaft

Ein waschechter Pratajev-Pantomime gibt alles (491)

 

Der neue Tag beginnt wie der vergangene: Die Temperaturen fallen nach oben, die Schweißperlen nach unten. Bereits reichlich überhitzt geht’s in den Frühstücksraum. Rasch muss es gehen, denn die Herbergsleute im Kastanienhof zu Etzoldshain erwarten Mittagsgäste. Also: Bis halb zehn leckeres zum Start in den zweiten Konzerttag dieses Wochenendes, auschecken, Fahrt zum Dorfgemeinschaftshaus Lauterbach, Backline ins Auto laden; zur besten Entschleunigung folgt die Einladung zwecks Frühstücksverlängerung ins Anwesen der Nina Nikolajewna Gagarina und des Kristian Wilfridowitsch Siverski. Pläne werden geschmiedet; so könnte der Doctor Makarios doch bald mit besonnenem Timbre Yoga-Texte einsprechen. Die Idee wird zur Chefsache erklärt. 

 

Nach bestaunter Gartenführung, inkl. Besichtigung der Dorfsauna, eines anmutenden Gewächshauses, die Früchte des letzten Jahres bereits als Marmelade verzehrt, muss es weiter gehen. Und zwar größtenteils über Land gen Dresden. Niemand steht freiwillig bei sommerlichen Betriebstemperaturen im Stau auf der A4. Andere schon, man kann es aus dem Fenster sehen.

 

Eigentlich sollte nach Stunden des Gasgebens noch eine kleine Leckerei-Absteige besucht werden, schließlich haben russische Doktoren im Dienst immer Hunger, doch wird nichts draus. Mannigfaltige Ideen rauschen wie Wasserfälle durch den Kopf des Doctor Makarios, doch Pichelstein ist selbst in Tempo-30-Zonen zu schnell zum links oder rechts reinfahren. Rächen wird sich das später vor einem grün bemalten Mobilblitzer, der wie ein getarntes Raumschiff am Wegesrand lauert und grellrot zuschnappt.  

 

Sei es drum. Viele Biker, der Fluch des schönen Wetters, knattern in bester Organspendermanier vorbei und plötzlich ist da auch schon der Schillerplatz, das Blaue Wunder, der Elbhang. Erstmals dürfen Autos, Busse während des Festes fahren. Weil die Anti-Terror-Absperrungsauflagen finanziell für den Veranstalterverein nicht zu stemmen gewesen wären. So geht sächsische Bürokratie. Immer gründlich mit der Fliegenklatsche aber voll daneben. 

 

 

 

An der Grottenwirtschaft gibt es immerhin eine bereitgestellte Wanderampel. So kann das bierglasstemmende, fußläufige Volk sicher die Landstraße Richtung Elbufer queren, denn hier ist mit Rat, Liebe und Tat das Bühnenleben verortet. Nebst Getränkeschank, Gulasch-Kanone, Zelten und Bänken steht der Goldstaub kommender Pratajev-Kunst Pate. 

 

Angelandet wird das Grottenwirtschafts-Team geherzt, Kerstin, Hendrik und all die anderen. Ein frohgemutes Wiedersehen. Rasch ein paar Kaltgetränke, Fettbemmen, Suppen, Bratwürste zur Stärkung. Die Elbglocke schlägt 14 Uhr. In einer Stunde sollen die Docs soundgecheckt in die Sonne blinzeln und loslegen. Möge die Akklimatisierung gut gelingen. 

 

 

 

Noch spielen System not found „This charming man“ von den ewigen The Smiths, noch gibt’s heiße Begrüßungen. Das Ufer füllt sich, Familie Imker radelt mit Gefolge aus Pirna an, Berlins Eademakow ist da, der schnelle Mario aus dem Vogtland. Tilo winkt, jener Die Zucht-Gitarrist, ohne den es Die Art nie gegeben hätte, ohne den es – im übertragenen Sinne – die Russian Doctors sicherlich auch nicht geben würde. Zufälle sind halt sehr oft coole Socken. 

 

Die Bühne ist frei, Pichelstein zerfließt bei 30 Grad, Aufbau der Backline, Soundcheck, die Klimperkisten-Techniker leisten Gutes. Ein Biber wedelt im Wind, wird später dem Docs-Tross hergeschenkt, eine gestrickte Ratte stante pede an einen der Mikroständer gebunden. So richtig lassen sich die frisch aufgezogenen Gitarrensaiten unter der Hitzeglocke nicht bändigen. Zudem brennt die Sonne auf beide Stimmgeräte, was die Sicht drauf nur mit viel Gewese ermöglicht. Egal, Baby it’s Punkrock, it’s Pratajev-Punkrock, noch ein halbes Vollgetränk, zwei Kippen, Intro läuft … Es ist unheimlich hart, der Beste zu sein. „Eins, zwei, drei, vier: Da hält der Wind den Atem an (…)“ 

      

 

 

Makarios führt durchs Set, Pichelstein tropft, kämpft mit der Saitenstimmung, zu manchem Schnapslied reicht Hendrik flüssige, goldgelbe Kunstwerke im Glase. Die Nudelfraktion führt das tosende Volk an, all die wunderbaren Holzlöffler - und ein waschechter Pratajev-Pantomime gibt alles. Herrlich anzusehen, oft kopiert, nie erreicht.

 

Gepaust wird heute nicht. Die Docs spielen sich beschwingt durchs Set; Makarios rasiert den Gefolge-Block, touchiert nach mehr als einer Stunde bereits das Tierleben, Chöre bilden sich, angeschmückte Menschen liegen sich in den Armen. So muss das sein auf dem Elbhangfest zu Dresden, das für die Docs arbeitstechnisch nach der letzten Schnapsbar genial umjubelt beendet ist. Schließlich stehen als nächster Act Bmon in den Startlöchern; rasch wuchtet Pichelstein die Backline zur Seite, pfeffert sein klitschnasses Shirt in die Ecke, streift sich neuen Stoff über, wird von Kerstin mit einem Erste-Hilfe-Kaltgetränk am Leben gehalten. Platten werden signiert, Hände geschüttelt, Menschen gedrückt. Der Imker verteilt ein paar Gläser Doctors-Honig und das Merchandising der Grottenwirtschaft wird immer umfangreicher. Waren es anfangs nur T-Shirts, später Feuerzeuge, sind in diesem Jahr Schlüsselbänder hinzugekommen. Bald dürften Bademäntel, Grillschürzen und Tanga-Slips auf der Agenda stehen. 

 

 

 

Was für ein pralles Leben. Es wird gefeiert bis nicht ganz so tief in die Nacht, Endstation Hinterhof, an einem prächtigen Garten für letzte Getränke. Bis der Shuttle das Bed and Breakfast am Schillerplatz erreicht, ein sehr schönes Hotel mit durchaus schwer auffindbarem Schlüsselcode-Komplex. Denn dort, wo Schlüsselcode draufsteht, ist keiner einzugeben. Man muss eben manchmal im Leben Meister seines Fachs sein und ganz ungeniert um die Ecke denken.  

 

  1. 28.06.2025 Bad Lausick, OT Lauterbach/Privat im Dorfgemeinschaftshaus
  2. 31.05.2025 Pirna/Privat im Elfengarten
  3. 29.05.2025 Wettin-Löbejün, OT Brachwitz/Saale-Kiez   
  4. 22.03.2025 Rostock/Hafenkontor

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