• home
  • bio_logie
  • nächste auf_tritte
  • tour_tagebuch
  • disko_grafie
  • biblio_grafie
  • prawda
  • impressum
  •  
  • >>pratajev_bibliothek>>
  • >>pratajev_gesellschaft>>
  • >>videos_youtube>>
  • >>groß_markt>>

tour_tagebuch

24.Juni 2012, Elbhangfest Dresden/Grottenwirtschaft

The Russian Doctor (257)

Am folgenden Tag auf dem 22. Elbhangfest. Doktor Pichelstein verabschiedet seinen Sangesdoktor gen heimatlicher Genesung; Hendrik an der Grottenwirtschaft freut sich übers ganze Gesicht - ein ewiger Held des Kümmerns, stets mit allem zur Stelle, was gewünscht wird, sei es ein Barhocker oder ein kühles, sächsisches Bier. Im Soundcheck steckt gerechter Folk. Dann sitzen alle, Doktor Pichelstein beklebt wunde Gitarrenfinger mit Pflasterstreifen, versorgt aufgeschürftes Blasengewese mit Froschbuttertinktur und fragt sich insgeheim: Was war denn gestern schon wieder los? Seltsam, da nimmt man sich vor, wenigstens einmal im Leben eines russischen Doktors die Erlenholzgitarre sanft zu behandeln. Und nach zwei bis drei Stunden des Konzertierens ist alles ad absurdum geführt. Deshalb die Idee mit dem Barhocker. Außerdem plakatiert Dresdens Hochkultur gerade allerorten fürs baldige Reinhard Mey-Konzert. Der Kollege Mey sitzt meist auch immer; nie sah man ihn nach einem Auftritt blutend. Oder sich gar handkosmetisch verarzten lassend. Aber gut - Liedermacher spielen gemeinhin selten Schlagzeug mit oder besser: auf ihren Gitarren.

 

Die Pratajev-Freunde Großenhain, nachwuchs- wie zahlreich erschienen, bieten heute echte Kinderarbeit am Merchstand feil. In Großenhain ist das noch erlaubt – aber nur, wenn dadurch gewonnene Erlöse ins Karussellfahren reinvestiert werden. Anwesende Vertreter aus Karl-Marx-Stadt mögen dem zustimmen. Ob die Schwarzbrennerei Kaktus, heute vertreten durch den Geschäftsinhaber Gurt Kaktus Senior, bei der Herstellung des neusten Buschschnapses unter dem Etikett „The Flying Helga“ ebenfalls auf zarte Kinderhände (Früchte von hohen Bäumen pflücken, fußstampfen, Schnapsfassreinigen etc.) zurückgreift, bleibt ein Geheimnis. Sicher ist nur, dass ein Buschschnaps keineswegs an herkömmliche Gartengebüsche gemahnt, sondern eher an einen Akt, wie wir ihn täglich an quirligen FKK-Stränden erleben. Warum? Weil wieder mal die Rasierer alle waren oder die zumeist betagten Buschträgerinnen eben überzeugte Buschträgerinnen sind. Da hat ja keiner was dagegen.

 

 

Nun, am Ende des Folkbeitrages stöpselt sich Doktor Pichelstein in die Anlage zur Beschallung des Elbhangpublikums ein. Was wird gespielt, gesungen zugleich? Alles, was auf die Kürze der Vorbereitung zu finden war. Pratajevs Werke, im Liederbuch der Russian Doctors beschrieben, fein durcheinander gewürfelt. Mit einigen selten bis gar nie live gespielten Titeln. Oder haben die Russian Doctors jemals den Modern Doctors-Heimlichhit „Auf dem Kannapee ein Girl“ zu Gehör gebracht? Wie lange mag es her sein, dass „Ich könnte ja (Doch ich will es nicht)“ aufgeführt wurde? „Der edle Mann“? „Die Geburt“? Von völlig neuen Schätzen aus den vertonten Forschungsarchiven einmal abgesehen: „Schau mich nicht so an (Du weißt, ich bin besoffen)“ usw.

 

Die Sonne scheint mitunter heftig; kaum lässt sich die Gitarre ob des Lichteinfalls stimmlich, stetig in Form halten. Der Wind verweht manchen Text und doch ist der Nachmittag gelungen, sind knapp zwei Stunden solo ins Elbeland geflossen. Jetzt ein sehr kühles Bier. Tja, kommt so schnell nicht wieder, der eine Russian Doc live, dafür aber - und so muss es sein: Der Ruf mit dem unnachahmlichen Titel: „Und hier sind sie, THE RUSSIAN DOCTORS!“

 

Foto: Dirk Sins (vielen Dank!)

Videos gibt's bei Youtube

23.Juni 2012, Elbhangfest Dresden/Alte Feuerwache

Wenn Pratajevs Medizinische Schriften wahr werden (256)

Pratajev-Forscher leben gefährlich. Befassen sie sich mit dem Sujet der Medizinischen Schriften, etwa im Zahnbereich, ist der Besuch einer ebensolchen Klinik nicht mehr fern. Zum Glück muss heutzutage kaum mehr befürchtet werden, dass auf dem Gebiet der Implantologie zwar sterilisierte, wenn auch bedenklich geschnitzte Holzgebisse zum Einsatz kommen. Genauso steht es, nach Antibiotika-Experimenten, um die Haarzunge. Weiblichen Forschern droht der Verzerrte Mund, verschweigen wollen wir ebenfalls folgende Krankheiten nicht: Schleim am Arm, Lungenschizophrenie, Holz im Auge und, weil leidvoll aktuell dem Ehrenvorsitzenden der Pratajev-Gesellschaft, Doktor Makarios, angetragen: Luft im Bein. So etwas zerrt an den Nerven, das braucht Schonung, sehr junge Schwesternschülerinnen, Heilung und die Entscheidung, nach dem heutigen Konzert auf dem Dresdener Elbhangfest eine kurze Genesungspause einzulegen, wurde mit größtem Verständnis (nebst Bedauern) aufgenommen. Heißt: Die Doctors pausieren bis Anfang September, verkrümeln sich zwischendurch ins Tonstudio und nehmen ein neues Album fürs Jubeljahr 2013 (10 Jahre TRD!) in Angriff. Der Herbst wird, was wird er? Heiß! Egal, ob die Blätter fallen und aus allen Gallen bösartige Substanzen steigen. Nein, das wollen wir nicht geschrieben haben. Haben es doch und hoffen, dass Pratajevs medizinischer Nachlass zur Raison gebracht wird.

 

Gemächlich holpert und pirscht sich das Tourauto zur Villa Ulenburg; gesucht wird ein Weißer Hirsch, gefunden eine schicke Pension mit Blick mindestens bis ins Riesengebirge. Blauer Himmel, 30 Grad, die Sonne gibt sich finaltauglich. Das nächste Ziel heißt Loschwitz, Alte Feuerwache. Gewöhnliche Fragen wie: Kann man den 2011er Auftritt hier eigentlich noch toppen?, die stellen sich nicht. Geruhsamkeit gewinnt und alles wird sich richten. „Das ewig Weibliche zieht uns zum Hang“, lautet das Motto des 22. Elbhangfestes So soll es sein.

 

 

Doktor Pichelstein richtet die Bühne her, Pratajev-Forscherin „me…“ Sonnemachtalbern gibt sich die Ehre und überreicht den Erben Pratajevs einen Fund von unschätzbaren Werten: Miloproschenskojer Seife, zurückzuführen auf Pratajevs Gefolge, hergestellt u.a. aus Katzeschinskis Schlachtkatzen. Eine Sensation. Und obwohl besagte Seife ein halbes Jahrhundert in staubigen Ecken verbrachte, verströmt sie bisweilen noch wohlfeines Odeur. Andächtig streichelt man über den Fund, bestellt neue Getränke und trinkt sie andächtig weg. Ja, das passt, denn dem zum Gegenteile füllt sich das Rund der Feuerwache. Ein großes Hallo allerorten; tapfer lächelt auch Doktor Makarios, dann ruft er zum Aufschwung. Das Intro läuft, die Feldmänner starten, das Konzert nimmt Fahrt auf - ach wie herrlich dieser Tag doch ist. Warum auch immer dreht Doktor Pichelstein die Schnelligkeit der Pratajevweisen mal in die eine, dann in die andere Richtung, spielt die Toten Katzen in den Russen-Reggae, die Harte Wirtin erreicht dagegen schwindelerregende Beats/Minute, um schlussendlich als Schwanenseeballade im Schnapsteich trunkener Gefühle zu ersaufen. Die Stimme des Doktor Makarios, angesteckt ob solcher Abgründe, schwebt erhobenen Basshauptes drüber hinweg.

 

 

Bis in die Zugaben geht das so, bis der Abend gelebt, überlebt, geliebt und gelungen ist. Morgen, am Sonntagnachmittag, wird Doktor Pichelstein ein Russian-Doctor-Solokonzert geben. Bang ist ihm nicht, froh ist er, dass es dem Sangesdoktor heute gut geht. Man liegt sich in den Armen und das wird immer so sein.

 

  1. 09.Juni 2012, Jena/JG Stadtmitte
  2. 17.Mai 2012, Berlin/Jugendschiff Rimili
  3. 12.Mai 2012, Leipzig/Russischer Abend im PaperOne
  4. 17.März 2012, Leipzig/Dr. Seltsam

Unterkategorien

  • 110
  • 111
  • 112
  • 113
  • 114
  • 115
  • 116
  • 117
  • 118
  • 119
impressum + Kontakt