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15. März 2013, Leipzig/Waldfrieden & 16.März 2013, Leipzig/Dr. Seltsam

Wild, wilder, Murmansker Teufelsspieße (267) & BULBASCH! (268)

In der Küche des Leipziger Waldfriedens braten leckerste Doctoren-Schnitzel vor sich hin; an später dargereichten Murmansker Teufelsspießen wird letzte Hand angelegt, die Bühne strahlt bereits im lichten Glanze. Ja, das ist die Leipziger Südvorstadt; in Connewitz läuft alles rund. Wirt und Wirtin lassen es an nichts mangeln. Kaum fehlt den Gläsern der Füllstand, schon steht ein neues da. Ein verzehrtes Schnitzel bedarf schließlich, dem Verdauungsgebot folgend, nachtrinkbarer Heilkräuter. Möglichst aus Böhmen. Damit man auch am nächsten Tag noch was davon hat. Und sei es nur ein zarter Pfefferkuchenhauch am Mittag. Jetzt wird sogar geraucht, wunderbar, da holt man sich draußen, unter Eiseskälte, nicht den dritten Schnupfen in vier Wochen. Gesundheit geht immer vor.

 

 

Wenn Konzertpremiere in einer Lokalität gefeiert wird, weiß keiner so recht, wie alles wird. Fünf Minuten des Hinterfragens genügen jedoch; erfreulich füllt sich die urig-gemütliche Stätte der hirschnen Andacht. Ausgewählte Stühle sind längst besetzt, zwischen Eingang, Saal und Knick drängen sich Freunde Pratajevs, Neugierige wie Stammgäste. So knackevoll ist’s, dass die Straßenbahnlinie 11 Sonderschichten eingelegt haben muss. Buchmessehooligans lassen sich eher weniger blicken, dafür liebe Menschen und solche, die man noch lieb gewinnen wird. Gesellschafter des großen russischen Dichters treffen ein; die Reisegruppe Holunderschnaps (2x Karl-Marx-Stadt, 1x Leipzig) positioniert sich mittig vor der Bühne, ehrenwerte Frau-Krause-Fraktionen der Holzlöffler und Feldmänner stehen gleich nebenan, Schnapsgläser bei Fuß. Doctor Pichelstein reicht’s Intro der schnellsten Wirtin von ganz Sachsen; los geht sie, die Pratajev-Revue mit der „Schönen aus der Stadt“, die seltsame Menschen kennenlernt, übers Land zieht, an eine sehr „Dünne“ gerät, die wiederum und so weiter und so fort.

 

Unterbrochen von Jubelstürmen, der Feststellung des Doctor Makarios, dass man auch gefesselt Eishockey spielen kann, kleineren Tumulten (inkl. fallender Gläser, russisches Wirtshausgebaren) fühlt sich alles so an, als sei man tatsächlich Pratajevs Gefolge anheimgefallen, irgendwo bei Bolwerkow, im Jahre 1954.

 

 

In der Pause: kaum Durchkommen zur Schnapsbar. Mit letzter Kraft doch noch Flüssigkeiten ergattert, für Doctor Pichelstein gilt es nun, auch die Connewitzer Schallmauer zu durchbrechen. Und so jagen die Lieder durchs Waldfrieden Bibern hinterher, alles wie im Rausch, man will gar nicht mehr aufhören zu spielen und muss es dann doch. Zu sehr schwanken die Balken, bluten die Finger, versagen die Stimmen. Und allen, die beim absoluten Höhepunkt der Doctors-Tour durch Leipzig nicht dabei waren, sei gesagt: Das können The Russian Doctors immer wieder tun, keine Sorge. Doch gebt acht vor den Texten Pratajevs, denn einmal mehr wurden viele wahr. Nicht nur die Reisegruppe Holunderschnaps konnte gegen Ende ein trunkenes Lied davon singen.

 

BULBASH! (268)
16.März 2013, Leipzig/Dr. Seltsam

Auf zur letzten Runde der Leipzig-Tour. Noch schnell ins Hot-Dog-Lokal um die Ecke, Einflug ins Dr. Seltsam, justament wird die Anlage zur Beschallung des Publikums herausgetragen. Ein interner Kommunikationsfehler. Aber nun, ruhig Blut. Im selben Haus residiert das Noch Besser Leben; ein paar Schraubenumdrehungen später steht’s Mischpult am Platze, wird die Bühne gerichtet, die Klos befinden sich gleich nebenan. Wer hinein möchte, dem wird eine Kerze gereicht. Energiewende live. Derweil munden Störtebeker Brauspezialitäten und groß ist die Freude, als Fürst Fedja sich seine Ehrennadel fürs komplette Beisein sämtlicher Leipzig-Konzerte im Geiste abholt. Beim nächsten Mal, so die Überlegung, wären Holzlöffel mit entsprechend zielorientierten Wanderplaketten im doktoresken Merch nicht schlecht anzusehen. Nach der ersten polnischen Rakete, gegen 22 Uhr, geht’s los.

 

Zwei dem Alkohol sehr zugetane Strolche verbreiten ein wenig Schrecken. Doctor Pichelstein vergisst bei dem gefahrbetonten Rumgehüpfe glatt die letzte Strophe der „Schönen aus der Stadt“. Wortgefechte folgen zwischen denen, die nun nichts mehr sehen können und denen, die da auf engstem Raume Teufel austreiben wollen. Doktor Makarios rettet die Situation mit dem ersten Pausenpfiff. An der Schnapsbar kühlen sich die Gemüter. Doch der Anpfiff zur zweiten Halbzeit erwirtschaftet auch nicht das, was er verspricht. Die angereiste Kamenz-Fraktion hält die Fahne hoch; es folgen weitere Pratajev-Weisen, Zugaben, Schnaps und Weiber, dann ist es geschafft. Mit letzter Kraft rettet sich Doctor Pichelstein in die Obhut Fürst Fedjas, der wenig später zum letzten Mittel greift: Es gibt Bulbash im Noch Besser Leben. Die Welt ist im Lot, rund und fett wie der Morgen und immer noch voller Eis.

 

09. März 2013, Leipzig/Noch Besser Leben

Dawai, Neman Grodno! (266)


Geprägt von erwartbaren, somit einkalkulierten Morgen-, resp. Mittagstiefs: Tagesziel Nummer eins: Informationen verarbeiten (zähfließend), Nummer zwei: die Rückkehr des Winters nicht gutheißen (Spatzen füttern), Nummer drei: Auftritt im „Noch Besser Leben“, in Plagiwtz (unfreiwilliges Spiegel-Motto: „Leipzig is the better Berlin“). Eintreffen am Club: 19 Uhr, Aufbau der Anlage: 19:30 Uhr, Soundcheck: 20:00. Die Minuten verrinnen zäh wie Leder, langsam erwachen beide Doctoren zu neuen Taten. Und dann stehen plötzlich überall Stühle im Saal, ist ein Interview gegeben worden, Dr. hc. Mult. Mary Fiction reicht Jäger und Sammler Doctor Pichelstein eine herrliche Berliner Käsebemme nach Mutters Art. Fürst Fedja setzt noch einen drauf; beglückt Prumskis Erben im Erlenholzgeiste mit einem Eishockey-Trikot des weißrussischen Teams HK Neman Grodno (Belarusian Extraleague). Stolz wird’s übergeworfen, Doctor Makarios nickt anerkennend.

 

 

Um 21:30 Uhr knallt die erste Klappe, beginnt das Pratajev-Seminar im „Noch Besser Leben“. Andächtig, nahezu artig richten sich die Sinnesorgane des versammelten Publikums gen Bühne. Gestern noch stage-diving (annähernd), wilde Tänze, scheppernde Gläser, ineinander fallende Menschen (Post-Gothic!), heute gilt es, den Saal zum Toben zu bringen. Gar nicht so leicht, doch machbar ist es schon. Doctor Makarios führt das klatschende Seminar an, nimmt es mit auf Pratajevs Wanderwege, Doctor Pichelstein drischt wie von Sinnen auf die frisch besaitete Gitarre ein und schafft die Sensation: Die Schallmauer des Plagwitzer Publikums wird gleich mehrfach durchbrochen. Teilweise hat es den Anschein, als wolle der schnellste Akustikgitarrist der Welt seinen Sangesdoc im Spielen mehrfach überholen. Aber das ist ja auch kein Wunder. Schließlich trägt der ein Trikot der schnellsten Mannschaftssportart der Welt. Die Folgen dieses, jetzt von Anfeuerungen (Dawai!) aus dem Publikum begleiteten, Unterfangens bleiben nicht ungesühnt. Platzen doch zwei Gitarrensaiten gleich auf einmal. Die dicke A und die D. Das soll mal einer nachmachen. So kommt die Ersatzklampfe ins Rennen; im Fetischblock gibt’s die Voyeure – und alle singen mit. „Da haben wir sie doch, mein Doktor“, raunen sich die Vortragenden zu, peitschen alles nach vorn, den Wind, der den Atem anhält und andere Salven aus den Vorgärten Miloproschenskojes.

 

Dann reift der Entschluss, es für heute gut sein zu lassen. Drei Zugabeblöcke stellen sich an, gebrannter Belarus-Vodka lockt zur Wiederholungstat. Mit letzter Kraft wird die Bühne beräumt, selig, trunken liegt man sich in den Armen. Pratajev is the better Kaminer. Yes.

 

  1. 08. März 2013, Leipzig/Flowerpower
  2. 01. Dezember 2012, Frankenberg/Tischlerei
  3. 30. November 2012, Leipzig/Frau Krause
  4. 27. Oktober 2012, Neuendorf/Jugendgästehaus

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