Urlaub im Bermuda Dreieck (379)

 

Prächtig fing der Tag an, die Sonne schien, doch je näher die Neuauflage des Jahresabschlusskonzertes in Leipzigs Frau Krause rückte, umso mehr verfinsterte sich der Himmel. Schließlich nässte es aus dicken Wolken und hörte einfach nicht mehr auf. Doch sei’s drum, jedwede Larmoyanz gehört zum Teufel, bedarf es heute gleich mehrerer Regenschirme nebeneinander. Als Berlins Pratajev-Forscher Eademakow am Leipziger Bahnhof eintrifft, spannt er bereits den heute zweiten käuflich erworbenen auf. Regenschirme lieben, getreu den Gesetzen der Schwarzloch-Physik, Urlaub im Bermuda Dreieck. Also dort, wo es vor einzelnen Socken nebst Makarios-Sonnenbrillen nur so wimmelt. Kein Wunder, dass späterhin auch Schirm Nummer zwei dorthin entschwindet. Soviel sei vorausgesagt. Der Rest ist, nach Aufbau und Soundcheck, ein Warten der pratajevschen Modellathleten Makarios und Pichelstein auf Schlag 21 Uhr, denn dann ist Showtime.

 

Von sehr weit reiste niemand an – so gewinnt Cottbus den Bulbash dieser Kategorie kilometerknapp vor Berlin. Fürst Fedja selbst verkonsumiert nur einen einzigen, den erst ganz am Schluss, und so fehlen selbstredend übermütige, aussagekräftige Konzertbilder sehr. Insgesamt drückte Fürst Fedja dreimal auf den Auslöser. Wir wollen die Bilder nicht im Pixelarchiv verstauben lassen, hier sind die ersten beiden. Vielleicht lässt sich damit noch was unter dem Titel „Novemberdepression“ gewinnen.

 

 

 

Fünf Holzlöffel verlieren sich anfangs im Saal, Ratten- und Biberfraktionen? Scheuen das Wetter, Fehlanzeige. Dabei sind die Russian Doctors doch irgendwo als Tagestipp gemeldet. Eine uralte Musiker-Weisheit spricht aus dem Off: „Wehe! Niemals Tagestipp sein, das riecht wie nach der Ungunst, einen Oskar fürs Lebenswerk gewonnen zu haben“. Doch nun Ende mit Jammern, halbvoll ist auch toll, aber eben ungewohnt, und schließlich findet kein Vortrag zum Thema „Die Arthrose-Lüge von Liebscher und Bracht“ statt.

 

Schlag 21 Uhr beginnt sie, die Krause-Sause. Umso doller, ein Quell abgedrehter Freude: Das Konzert, das Mitsingen, das Feiern und Tanzen bis Schlag Mitternacht die erste Gitarrensaite reißt und Doctor Pichelstein glücklich und erschöpft eine eher ablebende Haltung an den Tag, respektive in die Nacht legt. Dabei wurden nur zwei Wodka zur Bühne gereicht. Zwei! Nicht drei, nein, zwei. Nach der letzten Zugabe folgt in bester Tradition die Talkrunde am Merchstand. Eine salbungsvolle Rhetorik, das Ziehen mehrerer Hüte schließt sich an. Mit Band und Schleife versehen werden Tonträger, Bücher, Plakate unterschrieben. Ein sonniger Urlaub im Bermuda Dreieck wäre jetzt angebracht.