100 Jahre (366)


Da in wenigen Wochen das Haus aus Stein Nummer 9 erscheint, wollen wir das 366. Tourtagebuch mal in ungereimter Gedichtform präsentieren. Wäre Pratajev am 13. Mai des Jahres 2017 am Schützenhaus Klotzsche in Dresden zugegen gewesen, er hätte es vermutlich nicht anders gemacht. So dann. Und die Bilder gesellen sich später noch dazu.

 

 

Es scheint eine Sonne so prächtig und hell

Durch die Fenster der Total-Tankstelle dringt sie

Auf Senf, auf Bockwürste prasseln Strahlen nieder

Fürst Fedja mit frisch rasierter Autotür sagt:

Das nächste Mal nehme ich einen Rollstuhlfahrer

Radfahrer hatte ich schon zwei

Und auch einen Fußgänger oder drei

Hansens Holz, lasst uns rauchen

 

 

Aus Bussen steigen Feierwehr-Leute

Sie sind betrunken und einer der Männer

Hat gleich beide Hüften schief

Ein grüner Damenrock geht vorbei

Ein Mäzen hängt am Rockzipfel

Anders herum wäre es Eishockey

Rein in die Schmette, rauf auf die Bahn

Sanftgolden neigt sich die Sonne schon

 

 

Schützenhaus Klotzsche!

Die Anlage steht bereits im Zelt

Rasch werden jüngste Geburtstagskinder geherzt

100 Jahre sind sie nun

Bulbash gibt es, eine gebrannte Doppel-CD von Manfred Krug

Nur zwei Beispiele

Mindestens 37 verschiedene Biersorten mal ausgenommen

Und all die Bücher mit dem Aufkleber „Für die Frau“

 

 

Nicht, dass da ein Mann drin liest

Nicht, dass da ein Mann noch niest

Jetzt reimt es sich doch, das Tourbuchgedicht

Wir enden jetzt nicht auf erpicht oder Gesicht

So Sachen könnte man machen

Gut jetzt, der Wirt wird taxiert

Er trägt stolz eine Flasche Dornfelder aus dem Haus

Fedja trinkt Sekt, Makarios nippt Sprudel mit was drin

 

 

Bogen sorgen für Hautabriebe und blaue Flecke

Pfeile zischen ins Ziel

Pichelsteins post-konzertale Wunde juckt

Man rät: Bulbash drauf

Nein, der wird getrunken, Fedja geht voran

Die harte Schützenhauswirtin spendiert sich Beifall

Und eröffnet das Buffet

 

 

Toast werden ausgebracht

Es schmeckt wunderbar, besticht in allen Belangen

Der Anfang wohlsortierter Nahrungspyramiden

So beginnt das Konzert knapp vor der Blauen Stunde

Niemand steht in der Ecke wie ein schlechter Geruch

Eine unauslöschliche Traube am Lagerfeuer

Es knackt, knistert, es fällt auch mal der Strom aus

 

 

Eine Herrlichkeit

Ein Schwingsport auf der Gitarre

Pratajev wird zum Psychogramm

Die Unbilden der Woche sind schneckenklein

Makarios reist durchs Land, durchs Leben

In büßergrauer Uniform ist niemand unterwegs

Aus dem Wald fragen die Feen:

Irgendwelche Wünsche?

 

 

Fedja trinkt noch keinen Pfeffi, kein Schwarzes mehr

Man strahlt sich an, Schnapslieder verlangen Gläser

Rundenweise rasen Doctoren durch die Nacht

Ein großes Weinglas flaniert umher

Howard Carpendale verliert eine Sandspur

Und bevor das vom Singvogel weiß getroffene Gefährt

Den Tross ins Hotel bewegt

Wird ein großer Dank gesungen, gesprochen, getrunken

 

 

Ende

 

PS:

 

Eine Weltpremiere gab es auch:

Tasche auf, Tasche zu

Und ein Frühstück der Helden

Von Helden, für Helden, in freier Natur

 

Klotzsche