Punk oder seitengescheitelter Liedermacherwahnsinn? Punk! (352)
2001 gründete sich der Verein UT Connewitz mit dem Ziel, ein historisches Kinogebäude im Leipziger Süden wieder ans Kulturnetz anzuschließen. 15 diesbezüglich sehr erfolgreiche Jahre ist das nun her. Klar, das muss gefeiert werden und die Doctors sind dabei. Motto des Spektakulums: „Diverse Bands werden einen bunten Blumenstrauß verschiedenster Stile überreichen, von dreckigem Punk bis hin zu seitengescheiteltem Liedermacherwahnsinn...“ Dass die Doctors dabei klar ins Punkgenre fallen, dürfte bekannt sein. Auch wenn die Texte Pratajevs nicht so sehr in ein wie auch immer geartetes punk-investigativ-kritisches Gesellschaftsbild hineinpassen. Aber! Die Schnittstelle ist rasch gefunden und sie lautet: „Jeder Schluck ist ein guter Schluck“. Die Russian Doctors bestellen eben das Feld russischer Landdichter. Sie rufen „Löffel aus Holz“ und das kann dann jeder mit „Die Revolution des guten Geschmacks beginnt am Küchentisch“ übersetzen.
ÂÂ
Bevor sie allerdings heute auf der Bühne rufen und gitarrengewittern dürfen, stehen Frau Krauses Schnitzelteller an. Fürst Fedja bestellt fettigen Salat dazu und Pichelstein strahlt übers ganze Gesicht. Gute Laune dank Ostseebuchung bei 30 Grad ab morgen. Auf geht’s um die Ecke, ins UT.
ÂÂ
Das Backstage ist eines der beliebtesten unter Leipziger Bühnenmenschen. Ein voller Kaltgetränke-Kühlschrank bildet die Mitte, daneben steht’s Catering. Bulbash fehlt allerdings. Wie gut, dass Fürst Fedja welchen dabeihat und so vergeht die Zeit bis der Roster „The Russian Doctors“ vorsieht wie im Fluge. Schwups, kein Soundcheck, der „Rotarmist“ weckt das Volk, geht über zu den Schnapsliedern bis der besagte „Löffel aus Holz“ zum Suppentöter wird. Makarios und Prinz Sebastian am Piano verleihen dem „Schiff“ im Anschluss eine sanfte, melancholische Matrosenfahrt. Ziel: Samtmarie. Schon ist die Arbeit getan. Danke, liebes UT. Die Doctoren durften beim Fest dabei sein. Und es kann nie schaden, an diesem geschichtsglühenden Ort mal wieder, zuletzt war’s 2006, ein paar Pratajev-Filmchen zu zeigen.
