Das tolle Treiben der Ge-Bieter (339)
Der Vernissage vom 17. Oktober dieses Jahres folgt heute, wie sollte es anders sein, die Finissage. Die Bilder der Petroperbolsker Sammlung werden darin meistbietend versteigert, Doctor Makarios schwingt den Auktionshammer, eruiert anhand geistreich vorgetragener Forschungstexte Pratajevs Malerphasen. Schrocke-Mögeleit samt Geheimagentin Maggi Neubert komplettieren das Kunstprotokoll. Der Zuständigkeitsbereich für Telefonbieter liegt in Fürst Fedjas geschwollener Hand (Folge eines bisweilen noch unbehandelten Trinkunfalls vom 25.12. – Fedja leidet unter der sogenannten Röntgenphobie. Patienten dieses Genres befürchten, dass auf Röntgenbildern Dinge zum Vorschein kommen, die noch viel schrecklicher sind als z.B. der Haarriss eines Fingergliedes. Zum Einbildungsszenario gehören Fremdzähne, Fremdbackenknochen, eingewachsener Schmuck, Mobiltelefone, zerborstene Schnapsflaschenhälse und sogar chinesische Fahrradklingeln).
Die Doctoren dürfen bei all dem nicht fehlen. Jedes Bild wird mit passendem Liedgut Pratajevs angekündigt, Wunschtitel können heute ersteigert werden. Was wird aus den Erlösen? Nun, die werden, nach Abzug aller Unkosten, der Petroperbolsker Kunstsammlung zugeführt, um dortselbst die malerischen Phasen Pratajevs weiterhin hochschulkonform zu unterstützen. Da am heutigen Tag, dem vorletzten des Jahres 2015, auch Vertreter der Leipziger Hochschule für Grafik und Buchkunst vertreten sein werden, darf somit weiterhin von einem pratajev-relevantem Lehrstuhl (wenn auch von einem ganz kleinen) geträumt werden. Maler wie Neo Rauch, die Leipziger Schule und andere Expertisen würden das Unterfangen sicherlich unterstützen wollen.

Zunächst einmal: Bühne aufbauen, Bilder aufstellen, die Servierkraft begrüßen, Pizza bestellen, was man alles so treibt, wenn der geplante Abend vollends in eigener Hand liegt. Erste Pratajevianer der Boehlen, OT Grossdeuben-Forschergruppe werden gesichtet und Fürst Fedjas (geschwollene) Begrüßungshand bleibt tief in der Hosentasche. Nicht dass da noch jemand draufdrückt. Die andere (gesunde) Hand führt ein Glas Schnaps spazieren, also wird höflich genickt. Als gleich drei Flaschen Richard Bahners Kräuterbitter zum Geschenkevorschein kommen, ist die Freude groß, denn das genannte Pläsierchen ist wirklich lecker. Schon füllt sich das Wohnzimmer des Noch Besser Leben, sind die Stuhlreihen voll besetzt, als es gerade losgehen soll, kommt dann auch die Pizza. Und da Hunger beileibe böse macht (wie wir aus der Haus aus Stein-Buchreihe wissen), muss die Showtime noch ein wenig nach hinten geschoben werden. Im Auditorium steigt die Spannung, die Geduldsfäden hängen jedoch an außerhalb Asiens kräftig gewebten Spinnereifäden.

Mit dem „Rotarmisten“ geht’s los und dann gleich über einleitende Makarios-Worte mitten rein in die Versteigerungen. Das lautstark umjubelte Tohuwabohu nimmt seinen Lauf; Mindestgebote halten im Ge-Bietertrubel nicht lange Stand. Doctoren lassen es krachen; die „Toten Katzen im Wind“ werden zu rasenden Walzerkatzen im Howie-Sand. Pichelstein trägt einen frischen Schlager aus dem Feldlager vor - justament am 24.12. legte sich der schnellste Akustik-Gitarrist mit einem Infekt nieder und stand erst am Tag nach Weihnachten wieder auf. Schlimmer kann es überhaupt nicht kommen. Im Ofen schmorte die Ente, im Pichelstein schmorte das Fieber.

Die Reihen „Äpfel des Glücks“, „Birkenstammbilder“, Pratajevs „Diareya Aquarelle“ (geschaffen unter dem Einfluss einer bösen Darmverstimmung des Dichter-Malers), Werke lustbetonten Inhaltes und viele mehr wechseln die Besitzer. Postkartenbieter Eademakow („Schöne Grüße aus dem Erzgebirge“) führt mit einem dreistelligen Gebot nur kurz, dann ist der „Schweinekopf“ oder auch „Die Gänseblume“ auch schon in Besitz eines Telefonbieters. Fünf Pratajev-Weisen plus Schnäpse werden im Paket gleich mitgebucht, Fürst Fedja reicht’s Tablett: gekippt, geschlürft, vernichtet und losgespielt. Und schließlich hat das Treiben auf der Wohnzimmerbühne ein Ende. Die Servierkraft sieht mächtig geschafft aus, den Chef wird’s freuen, und dann beginnen sie, die kunstreichen Diskussionsrunden an den Tischen, in den Ecken. Niemand möchte früh nach Hause gehen und eigentlich beginnt ja auch schon in wenigen Stunden das Jahresfinale, Silvester genannt. Was für ein außergewöhnlich schöner Abend. „Mein Doctor, damit hatte ich jetzt nicht gerechnet“, sagt ein Doctor zum anderen. Schlussszene: Abgang der Protagonisten, verschmitzt lächelnd. Riesendank an Schrocke-Mögeleit samt Geheimagentin, an Gurt Kaktus für erneute Schnapsvorstellungskraft, an alle friedlichen Völker dieser Erde.